Der Abtsberg und seine Geschichte

Bereits im Jahre 1745 gehörte der Abtsberg mit Haus und Ländereien zur Benediktinerabtei in Gengenbach. Als durch den Reichsdeputationsbeschluss im Jahre 1803 eine nahezu vollständige Säkularisation der geistlichen Herrschaften und Güter verkündet wurde, kam das blühende Reichsstift der bis dahin freien österreichischen Reichsstadt Gengenbach an die Krone Badens. Die vollständige Aufhebung der Abtei erfolgte im Jahre 1807.

Nach mehreren privaten Besitzern kaufte im Jahre 1929 das Mutterhaus in Gengenbach den Abtsberg und das verwahrloste Hofgut. Damals zählte die Kongregation ca. 1400 Schwestern, die auf 200 Stationen verteilt waren. In mühseliger Arbeit wurden die Gebäude instandgesetzt. Um Ackerland zu gewinnen wurde ein Teil des Waldes gerodet. Es wird berichtet, dass 250 Pfirsichbäume, 90 Apfelbäume, 60 Zwetschgen- und 30 Mirabellenbäume gepflanzt wurden.

Am 8. Dezember 1929, dem Fest der „unbefleckten Empfängnis Mariens“, wurde ein neuer Grundstein gelegt und die Haus- und Glockenweihe durchgeführt. Stifter der heute noch erklingenden Glocke war Herr Dr. Gißler. Die kleine Glocke trägt den Spruch:

Mutter vom Abtsberg,
segne uns und unser Werk.
Schütze unsere Schwesternschar.
Fern halte Unglück und Gefahr.
Lass uns Deine Kinder sein.
Und führ uns in den Himmel ein.

Neben der Funktion als landwirtschaftliches Gut, das von Schwestern des Mutterhauses Gengenbach bewirtschaftet wurde, beherbergte der „Klosterhof Abtsberg“ auch eine „Landwirtschaftliche Frauenschule mit Haushaltspflegerinnen-Seminar, Maria Immaculata“.

In den Wirren des 2. Weltkrieges wurden auf dem „Klosterhof Abtsberg“ in der Landwirtschaft auch Kriegsgefangene eingesetzt. Im Jahre 1944 wurde das Wohngebäude des Abtsbergs beschlagnahmt und darin aus Luftschutzgründen das Städt. Kinderheim Offenburg untergebracht. Nach dem Krieg war der Abtsberg wieder ein landwirtschaftliches Gut des Mutterhauses in Gengenbach.

Im Jahre 1989 hatte Schwester Angelucia Fröhlich die Vision, dass auf dem Abtsberg ein Franziskanisches Gebets- und Meditationszentrum La Verna, entstehen solle. Im Jahre 1990 bekam sie von der damaligen Generaloberin Sr. Bonaventura Kiefer die Erlaubnis, nach 25 Jahren Lehrtätigkeit an der Fachschule für Sozialpädagogik eine neue Art von Seelsorge zu beginnen.

Am 25. März 1991 gründete Sr. Angelucia zusammen mit Menschen aus der näheren Umgebung von Offenburg und Gengenbach einen Verein mit dem Namen „Franziskanisches Werk für Evangelisierung Spoleto (FWE Spoleto)“. Bereits im Jahre 1992 wurde in aufopfernder Eigenarbeit von vielen freiwilligen Helfern die Portiunkula-Kapelle am Waldrand erbaut.

Was hat sich seit der Gründung verändert?

In den ersten Jahren wurden sowohl im Mutterhaus als auch in einer Reihe von Gemeinden im Ortenaukreis Glaubenskurse durchgeführt. Daraus erwuchsen „GBL-Gruppen“ (Glauben teilen, Bibel teilen, Leben teilen). Als Vertiefung und Weiterführung wurden „Franziskus-Seminare“ angeboten. Aus diesen Seminaren entstanden „Franziskanische Gemeinschaften“, die neue Form des Dritten Ordens für Laien. Bald zeigte es sich, dass es notwendig wurde, Räume zu haben, wohin Menschen eingeladen werden konnten, die entweder neu zum Glauben finden oder ihren Glauben vertiefen wollten. Aus diesem Bedürfnis heraus entstand das Haus La Verna, das nur begonnen werden konnte, weil die Mitglieder der Franziskanischen Gemeinschaft sich bereit erklärten, durch ehrenamtliche Arbeit mitzuhelfen! Am 13. Mai 1999 wurde nach umfangreichen Umbauarbeiten das heutige Seminarhaus „La Verna“ eingeweiht.

Das Haus „La Verna“ und seine Umgebung

Das Seminarhaus La Verna liegt inmitten von Weinbergen am Ortsrand der ehemaligen freien Reichsstadt Gengenbach und steht auf den Mauern eines alten Gutshofes.

Das Seminarprogramm umfasst eine Vielzahl von Angeboten für Menschen auf der Suche nach Sinn und Wertigkeit des Lebens. Der Abtsberg wurde dadurch zu einem Ort der Stille und der Begegnung von Menschen, die zur Ruhe und zum Aufatmen kommen wollen.

Neben der eigens errichteten Portiunkula-Kapelle zum stillen Gebet kann der Besucher auf dem „Trimm-Dich-Pfad für die Seele“, angeleitet durch verschiedene Texttafeln, neu mit dem Herzen sehen, still werden oder einfach über Gottes Schöpfung staunen.

Parallel dazu verläuft der Sonnengesang-Weg, der durch verschiedene Stationen des Sonnengesanges des Heiligen Franziskus von Assisi die Spiritualität des Heiligen erkennbar werden lässt. Außerdem laden wir Sie zum Engelsweg und in der Fastenzeit der Kreuzweg ein.