30 Jahre Portiunkula-Kapelle wurden am 16.10.2022 auf dem Abtsberg mit einem Festgottesdienst und etwa 300 Gästen gefeiert

Die kleine Kapelle, die der Original-Portiunkula-Kapelle in Assisi nachgebaut wurde, erinnert an den Heiligen Franziskus von Assisi. Portiunkula bedeutet übersetzt „kleines Fleckchen Land“. Franziskus war der Kapelle, die er als Leihgabe vom Abt der Benediktinerabtei St. Benedetto erhalten hatte, sehr zugetan.

Dass in Gengenbach auf dem Abtsberg seit 30 Jahren ein ähnliches Franziskanisches Heiligtum Besucher aus Nah und Fern zum Innehalten und zum Gebet einlädt geht auf ein Versprechen von Schwester Angelucia zurück:
Als ihr beim Spazierengehen im Wald die verfallene, dornenüberwucherte Bretterhütte ins Auge viel, an der die Schwestern früher bei ihrer Arbeit im Weinberg Mittagspause machten, war ihr klar, dass dies der Ort war, den sie lange gesucht hatte: „Da habe ich der Mutter Gottes versprochen, hier eine Kapelle, ein Franziskanisches Heiligtum zu bauen.“

Auch ein geistliches Zentrum war zu dieser Zeit auf dem Abtsberg geplant. Eine Gruppe von Laien engagierte sich dort für Gebetskreise, daraus entstand schließlich der Verein Spoleto, der heute im Geistlichen Zentrum „Haus La Verna“ Lebens- und Glaubenskurse anbietet.

Schwester Stefanie, die Vorsitzende des Vereins Spoleto e.V., weiß noch, wie viel fast wundersame Zusammenarbeit sich damals entwickelte, um die Kapelle zu verwirklichen: Der Bauplan wurde kostenlos erstellt, Bruchsteine bekamen die Schwestern geschenkt, viele begeisterte Helfer packten mit an und so nahm die „Vision“ der Schwester Angelucia Gestalt an. Im Dezember 1992 bekam die Kapelle ihre gestiftete Glocke.

Viele Menschen pilgern seitdem hier hoch, „da wird viel Trost gefunden. Auch heute in Kriegs- und Coronazeiten bitten die Menschen um Kraft und Frieden“, weiß Schwester Stefanie. Auch Schwester Michaela, Generaloberin der Schwestern vom Göttlichen Herzen Jesu, ist glücklich, wie sie sagte, dass das Projekt damals initiiert wurde und sich so gut entwickelt habe. Deutlich spürbar sei, dass der Geist Gottes hier gewirkt habe.

Am 16. Oktober 2022 kamen viele Spoleto-Freunde, aber auch andere Gäste, um mit den Schwestern das Jubiläum der Portiunkula-Kapelle gebührend zu feiern. Allein den Festgottesdienst im großen Zelt am Haus Bethanien mit Weihbischof Christian Würtz, ehemals Leiter der Seelsorgeeinheit Vorderes Kinzigtal, besuchten etwa 300 Menschen.

„Für mich ist die Kapelle ein ganz besonderer Ort“, erklärte der Weihbischof, „als ich selber hier Pfarrer war, bin immer wieder gern hier hergekommen, ein besondere Ort, wo man zur Ruhe kommen und gut beten kann.“

Unter den Festgästen, die sich zur Mittagszeit mit Kürbissuppe, Würstchen, Kaffee und Kuchen stärkten, war auch Gengenbachs Bürgermeister Thorsten Erny. Auch für ihn ist das Kleinod im Wald ein ganz besonderer Ort. „Diese Kraft, die von der Portiunkula-Kapelle für viele Menschen ausgeht, hat Gläubige aus der ganzen Region herbeiströmen lassen. Wir haben gemerkt, dass diese Kraft in der heutigen unsicheren Zeit mehr als notwendig ist“, sagte er.

Seit 30 Jahren nun zieht es Hausgäste, Ortsansässige, aber auch Touristen zur Kapelle. Auch Menschen aus anderen Ländern seien schon da gewesen, freut sich Schwester Stefanie, die in dem kleinen Gotteshaus für Ordnung sorgt und dabei oft mit den Besuchern ins Gespräch kommt. An diesem Ort des Gedenkens und des Gebetes halten viele Menschen inne und tragen ihre Sorgen oder ihren Dank ins ausliegende Fürbittenbuch ein. In den Abendstunden sei es hier besonders friedlich, meinen die Schwestern, da herrsche beschauliche Ruhe. Bei einem herrlichen Blick in die Landschaft des vorderen Kinzigtals könne man den Tag ausklingen lassen.

Fotos: Sr. M. Hannah, Sr. M. Stefanie, Marianne Gladen
Text: Barbara Puppe-Opahle